Stromsparmassnahmen bei den Bahnen

Die Befürchtungen verdichten sich, dass im nächsten Winter und darüber hinaus die Energie und insbesondere der Strom in der Schweiz und Europa knapp werden könnte. Am 31. August 2022 startete der Bundesrat mit einer Sparkampagne, damit die Schweiz ihre Energieversorgung für den Winter rasch stärken kann.

In der Schweiz verbrauchen die Bahnen (inkl. Bergbahnen, Skilifte, Trams, Trolleybus) rund 5% des Stromverbrauches in der Schweiz. Dies entspricht 1,25% der insgesamt verbrauchten Energie in der Schweiz.

Mit dieser kleinen Energiemenge erbringt die Bahn ca. 20% des Personenverkehrs und ca. 36% des Güterverkehrs in der Schweiz. Eine wirklich hervorragende Energieeffizienz.

Der grösste Teil des Bahnstromes ist für die Bewegung, doch auch der Verbrauch für Komfort in den Zügen (Klima / Wärme) nicht zu unterschätzen ist.

Mögliche Sparmassnahmen

Informationen zur ökonomischen Zugführung

Vorausgesetzt, man möchte alle Züge weiterhin fahren lassen und die Fahrzeiten einhalten, ist es dennoch möglich, durch vorausschauende Fahrweise, beachten des Streckenprofils mit Steigungen und Gefällen sowie mit genauen Informationen über die Fahrzeiten grosse Energiemengen einzusparen.

Das durch Lokführer entwickelte Informationssystem V-Pro, welches dem Lokführer die präzisen Fahrzeiten und die entsprechenden Durchschnittsgeschwindigkeiten in den Dienstfahrplänen anzeigt, hilft aktiv mit zu einer ökonomischen Fahrweise. Das System hilft auch, Konflikte zu vermeiden und somit zusätzliche Zugsbremsungen zu verhindern. Dies sollte schnellstmöglich für alle Bahnen und alle bei allen Linien des Lokpersonals aufgeschaltet werden.

Die über Jahre vernachlässigte Ausbildung zum ökonomischen Fahren muss nachgeholt werden und die Thematik in der Lokführer-Ausbildung wieder entsprechend berücksichtigt werden.

Reduzierte Geschwindigkeiten auf Schnellfahr-Tunnelstrecken

Die Fahrten der Schnellzüge mit 200 oder 230 km/h durch den Gotthard-, Lötschberg- und Ceneri-Basistunnel benötigen riesige Mengen an Energie. Neben dem natürlichen Luftwiderstand ist der zusätzliche Luftwiderstand in den engen Tunnelröhren zu durchbrechen.

Eine Reduktion von 200 km/h auf 160 km/h bedeutet einen gut 30% tieferen Energieverbrauch, bei einer nur geringfügigen Verlängerung der Fahrzeit. Im Gotthard-Basistunnel löste dies +4 Minuten aus, was den regulären Fahrzeitreserven bei Pünktlichkeit entspricht.

Bereits hat die Politik von links bis rechts wie auch der VSLF in der NZZ am Sonntag vom 25. Mai 2019 diese Geschwindigkeitsreduktion gefordert. Nicht nur, um viel Energie einzusparen, sondern auch um zusätzliche Trassen für den Güterverkehr zu gewinnen. Damals erklärte die Pressestelle des BAV zum beanstandeten Energieverschleiss, dass «90 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen, vor allem Wasserkraft

Heizung in den Wagen

Nicht zu vernachlässigen ist der Energieverbrauch für Heizung und Klima in den Wagen. Dies macht je nach Zug und Einsatz rund 15% bis 20% vom Energieverbrauch aus.

So muss darüber nachgedacht werden, gerade im Winter in Randzeiten und nachts ganze Wagen abzuschliessen und die Heizung auszuschalten (Sofern dies bei neuem Rollmaterial überhaupt noch technisch möglich). Die Frequenzen an Reisenden sind in den Randzeiten sehr klein.

Symbolpolitik

Symbolische Gesten werden reell keine grosse Hilfe sein, können aber beruhigend wirken. Die Frage ist, ob nicht Symbolpolitik mitursächlich ist für die aktuelle Situation.

VSLF Nr. 729, 16. September 2022 HG