66. Generalversammlung VSLF in Fribourg FR

Die 66. Generalversammlung des VSLF zum Geschäftsjahr 2023 fand am 16. März 2024 in Fribourg statt. Es konnten 208 Personen begrüsst werden, davon 158 Verbandsmitglieder.

Als Vertreter der gastgebenden Sektion Romandie begrüsste Alain Nydegger vom Organisationskomitee die Anwesenden.

Am Vormittag, während des offiziellen Teils der Versammlung, spachen fünf Referenten zur Versammlung.

Mit Alexander Muhm, Leiter SBB Güterverkehr, wurde diese Position nach einigen Jahren wieder neu besetzt. Eines der Hauptziele sei eine Überarbeitung der Strategien. Der gesamtheitliche Markt des Schweizerischen Güterverkehrs werde in den nächsten Jahren exorbitant steigen. Die Defizite seien nach wie vor gross, doch der Bund setze auf das System Gütertransport und stärke es bewusst. Nicht nur SBB Cargo selbst, sondern auch Verwaltung, Politik und Kunden seien wichtige Entscheidungsträger und mitverantwortlich für das Weiterbestehen dieser Dienstleistung. Die Vorteile des Güterverkehrs auf der Schiene gegenüber jenem auf der Strasse seien vielfältig und nachhaltig. „Wir müssen investieren“ - langfristige Partnerschaften seien jetzt gefragt und würden aufgebaut. Das System Bahnproduktion müsse hinterfragt und gewohnte Strukuren überdenkt und aufgearbeitet werden.

Raoul Fassbind, Vorstand VSLF, befasste sich in seiner Rede mit der Frage, wie mit Angst umzugehen sei und was Mut in der heutigen Gesellschaft und konkret in der Eisenbahn bedeute oder bewirken könnte. Sich gegen Konventionen und Normen zu stellen und Alternativen aufzuzeigen, sei ein wichtiger Ansatz. Irrationalitäten im Berufsalltag seien vielfältig, wie beispielsweise beim Thema Sicherheit: „Das BAV überwacht die Überwachung.“ Doch seien überdies Fachkenntnis und -kompetenzen gefragt. Wie kann es sein, dass sich der einstmalige Traumberuf innert weniger Jahre dermassen vom Begriff „Traumberuf“ distanziert hat? Optimierungsdrang und Controlling – man generiere Kosten, um Kosten zu sparen, doch irgendwann sei die Zitrone ausgepresst. Missstände wie fehlende Wertschätzung und sinkende Attraktivität des Berufes gelte es zu beheben. Dabei sollte man sich mit gegenseitigem Respekt begegnen anstatt in der Geschlechterdebatte verloren zu gehen.

Matthieu Jotterand, Sektonspräsident Section Genève, zeigte auf, dass die Westschweiz die letzten Jahre verschlafen habe und nun aufwache. Der Schienenverkehr wachse, das Angebot soll erweitert werden doch im Kern bleibe der Beruf derselbe; am meisten sei das Personal an der Basis von diesen Entwicklungen betroffen. Der gravierende Personalmangel erfordere Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen. „Anpassungen in der Nachtarbeit sind möglich und nötig.“ Die Planung der Dienste werde ohne Rücksicht auf die physiologischen Bedürfnisse vorgenommen, der Schutz der Gesundheit müsse in Zukunft höhere Priorität haben. Es sei Zeit, dass auch die Beschäftigten einen Teil der Früchte der Digitalisierung ernten könnten.

Hubert Giger, Präsident VSLF, verwies auf das baldige 150-jährige Jubiläum des VSLF. Der Verband habe innert 16 Jahren die Mitgliederzahl mehr als verdoppelt. Die Bahnen träumten von einem flexiblen Fahrplan, welcher ebenso flexibles Personal voraussetzen würde. Falls etwaige 12h-Zeitfenster dann auch zu 12h Arbeitszeit führten, unterstütze der VSLF diese Bestrebungen gerne. „Den letzten beissen die Hunde“ - dies gelte in diesem Fall für die Unternehmungen selbst, wenn sie nicht imstande sind, genügend Nachwuchs zu rekrutieren. Die Digitalisierung biete unterschiedliche Herausforderungen und Chancen, sodass beispielsweise ETCS das Lokpersonal ausbremse, wohingegen das pragmatische Programm vPro unterstütze und helfe. Während des Referats wurde die aktuelle Fahrordnung eines Zuges aufgeschaltet und es konnten live die vPro-Informationen verfolgt werden. Die Bahnen bräuchten zwingend motiviertes Personal, logische Vorschriften und eine solide Technik. Für eine funktionierende Sozialpartnerschaft sei Austausch die Grundlage, weshalb die Anwesenheit der vielen Gäste an der GV sehr geschätzt werde.

Albert Rösti, Bundesrat und Vorsteher des UVEK, brachte mit seiner Anwesenheit seine Wertschätzung gegenüber dem Lokpersonal zum Ausdruck. Dieses trage in seiner täglichen Arbeit eine enorme Verantwortung. Die Schweizer Bahn funktioniere, die Nachbarländer müssten nachziehen. Der Fachkräftemangel sei eine der grössten Herausforderungen der nächsten Jahre, diesem wolle man unter anderem mit der vermehrten Rekrutierung von Frauen begegnen. Die Digitalisierung mache in der Tat einige Probleme, nicht nur bei der Bahn – doch sei sie auch die Zukunft. Das bedeute aber nicht, dass der Beruf des Lokführers bald gefährdet sei. Weitere Herausforderungen seien die Energieverfügbarkeit und die Öffnung des internationalen Schienenverkehrs. Eine Teilöffnung werde angestrebt; die Unterstützung des VSLF werde in dieser Hinsicht gewünscht.

Als Geschenk erhielt Albert Rösti vom VSLF eine ETCS Balise. Dazu hat ihm der Verband ein umfassendes ETCS-Dossier erstellt und übergeben – dieses ist auch als elektronische Version auf der Homepage verfügbar.

Die Reden und Präsentationen sind ebenfalls auf der Internetseite des VSLF veröffentlicht.

Die Stimmung war über die gesamte Versammlung hinweg aufgeschlossen und positiv.
 



Es durften die folgenden Gäste begrüsst werden:

Politik:
Albert Rösti Bundesrat
Thomas Müller Alt-Nationalrat

SUST:
Stephan Eder Leiter des Untersuchungsdienstes
Christoph Kupper Bereichsleiter Bahnen und Schiffe

BAV:
Martin von Känel Vizedirektor und Leiter Abteilung Finanzierung
Markus Giger Sonderaufgaben Sektion Marktzugang

VöV:
Ueli Stückelberger Direktor

ZVV:
Daniel Reinhart Finanzchef

BLS AG:
Daniel Schafer CEO
Martin Feller Leiter Risiko, Sicherheit, Qualität und Netzzugang
Roger Bhend Leiter Zug- und Lokpersonal
Ulrich Kohler Leiter Lokpersonal
Christian Hurni Leiter Kompetenzzentrum HR Bereich Personal

SBB AG:
Markus Jordi Leiter Human Resources, Mitglied der Konzernleitung
Michael Heuri Leiter Infrastruktur Fahrplan und Betrieb, Betriebsführung
Marcus Griesser Leiter Sicherheit und Produktion
Stefan Schweizer HR-Beratung und Personalpolitik
Salome Peters HR-Beratung und Personalpolitik
Reto Schärli SBB Kommunikation Newsroom

SBB Cargo AG:
Alexander Muhm Leiter Güterverkehr
Monique Saurer Co-Leiterin HR
Isabelle Betschart Leiterin Produktion

SBB Cargo International AG:
Ronald Gressani Leiter Betrieb Schweiz

SBB Personenverkehr:
David Fattebert Chef marché Voyaqeurs trafic régional Ouest
Mario Rivera Rua Leiter Sicherheit, Qualität und Umwelt
Claudio Pellettieri Leiter PP BP ZFR
Walter Schenk Leiter PP BP Digital Solutions
Diedier Schaller Chef Production ZFR Ouest
Alain Zurkinden Chef Production ZFR Conduite des trains
Simon Tomaschett Leiter PP BP ZFR Einteilung Mitte/Süd
Claudia Marti Leiterin PP BP ZFR Ost

SOB AG:
Daniel Garcia Leiter Transport
Max Strini Leiter Bahnproduktion
Martin Burkhard Leiter Lokpersonal

Thurbo AG:
Claudia Bossert Unternehmensleiterin
Martin Reist Leiter Bildung Lokpersonal

RegionAlps SA:
Yves Marclay Président-directeur générale

TEX Holding AG / MEV AG:
Stephan Pfuhl CEO Trans Europa Express Holding
Tommaso di Benedetto CEO MEV Schweiz
Stefan Zimmermann Leiter Qualität und Sicherheit MEV Schweiz

railCare AG:
Philipp Wegmüller Vorsitzender der Geschäftsleitung
Daniel Muff Fachspezialist HR

RAILplus AG:
Samuel Nikles Co-Projektleiter nextRAILplus

Gewerkschaften und Verbände:
Alexander Gabsch Vorsitzender GDL-Ortsgruppe Haltingen, Bezirk Süd-West
Björn Trautwein Stv. Vorsitzender GDL-Ortsgruppe Haltingen

Luftfahrt:
Daniel Bitter Vorstandsmitglied Swiss Air Line Pilots Association AEROPERS

Industrie:
David Frei Head of Sales & After Sales, Signalling Stadler Rail AG
Adrian Egloff Rail Systems Engineering AG
Markus Häusermann Leiter Bahnsicherungsgeschäft Siemens Mobility Schweiz AG

Presse:
Walter von Andrian Chefredaktor Schweizer Eisenbahn-Revue
Peider Trippi Bahn-Journalisten Schweiz

Weitere:
Diana Pasquariello SchmidCo-Leiterin Spezialgeschäfte CAP
Barbara Sibilla Juristin Spezialgeschäft CAP
Daniel Breitenmoser Jurist Rechtsschutz Versicherung CAP
Philipp Kunz Rechtsanwalt
Rolf Gutzwiller Bahnspezialist
Patrick Wälty Mitglied der Geschäftsleitung Feldner Druck AG
 



Interner geschäftlicher Teil der GV

Der verbandsinterne Teil der Versammlung wurde vom Tagespräsidenten Patrik Fux, Sektion Zentralschweiz, souverän geführt. Die Jahresberichte der Geschäftsleitung und des Kassiers wurden genehmigt und dem Vorstand des VSLF wurde einstimmig Décharge erteilt.

Als neue Funktionäre im VSLF wurden der Versammlung vorgestellt:
- Stefan Gall, Artdirector VSLF, Sektion Ostschweiz
- Rahel Wyss, Kommunikations-Koordinatorin KoKo, Sektion Ostschweiz
- Manuel Bär, Kommunikations-Koordinator KoKo 2, Sektion Ostschweiz
- Eric Guex, Koordinator GV, Sektion Bern

Die an der GV 2022 (25. März 2023, Burgdorf) angenommenen Anträge wurden zusammengefasst und der aktuelle Stand der Umsetzung aufgezeigt.

Es wurden vier Anträge behandelt:

Antrag 1: Für Vorbereitungstage auf die periodische Überprüfung
Der Antrag wurde nahezu einstimmig angenommen.

Antrag 2: Antrag zur Optimierung der Koordination und Kommunikation zwischen den Einteilungsbüros von SBB P (PP-BP-ZFR) und dem Lokomotivpersonal
Der Antrag wurde grossmehrheitlich angenommen.

Antrag 3: Regionalzulagen, Auslandzulagen und Nacht- und Sonntagszulagen in Lohnverhandlungen aufnehmen
Der Antrag wurde nahezu einstimmig angenommen.

Antrag 4: Für einen Dienstschluss um 20 Uhr vor Freitagen
Der Antrag wurde nach umfassender Diskussion zurückgezogen und kam nicht zur Abstimmung.

Beda Breu, Sektion Ostschweiz, wurde als Vertreter Cargo 2 einstimmig in den Vorstand gewählt.

Raoul Fassbind und Tobias Früh wurden als Vorstandsmitglieder bestätigt, ebenso Jürg Meier als Mitglied der GRPK.

Anita Rutz aus dem Tessin wurde für 40 Jahre Übersetzung für den VSLF geehrt.

Ebenfalls wurde Gaby Fischer, Sektion Ostschweiz, für ihr Engagement in der Bildung VSLF während vier Jahren und als mehrjährige Seminarreferentin geehrt.

Zu Ehrenmitgliedern nach Statuten VSLF Art. 10.4 (45 Jahre Mitgliedschaft) wurden ernannt:
- Urs Aeschlimann, Sektion Basel, Eintritt VSLF 1.9.1978
- Kurt Hoppe, Sektion Basel, Eintritt VSLF 1.1.1979
- Walter Küng, Sektion Ostschweiz, Eintritt VSLF 1.5.1978
- Heinz Keller, Sektion Ostschweiz, Eintritt VSLF 1.8.1978
- Jean-Paul Brasey, Section Romandie, Eintritt VSLF 1.7.1978
- Eros Risi, Sezione Ticino, Eintritt VSLF 1.8.1978

Die nächste GV VSLF wird von der Sektion Ostschweiz organisiert. Sie findet am 15.03.2025 in Zürich statt.

Am Abendprogramm nahmen ungefähr 120 Mitglieder und deren Partner:innen teil. In heiterer Stimmung wurde gut gegessen und über Themen nah und fern der Eisenbahn diskutiert.

VSLF Nr. 806, 17. März 2024 GN