64. VSLF Generalversammlung in Mendrisio TI

Unser Sektionspräsident der gastgebenden Sektion Ticino, Pietro Pangallo, begrüsste rund 45 Gäste und über 110 Lokführer/innen mit über 30 Partner/innen bei strahlendem Frühlingswetter in Mendrisio im Südtessin. Nach zwei abgesagten Generalversammlungen aufgrund des Corona-Virus in den letzten zwei Jahren war die Stimmung gut.

Die Grussworte der Gemeinde Mendrisio überbrachte der Gemeindepräsident Samuele Cavadini.

Als Vertretung des Kanton Tessin richtete der Nationalrat Marco Romano seine Worte an die Anwesenden. Da Herr Romano auch Mitglied der Verkehrskommission ist, stiessen seine Worte auf entsprechendes Interesse.

Ebenfalls als regionale Vertretung durften wir den Ausführungen von Denis Rossi, als CEO der TILO Treni Regionali Ticino-Lombardia folgen.

Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, Claus Weselsky, überbrachte die Grussworte der Kollegen aus Deutschland. Er beklagte die diversen Probleme bei den Eisenbahnen in Deutschland, insbesondere im Gegensatz zum Eisenbahnsystem in der Schweiz. Auch lobte er die Schweizer Sozialpartnerschaft und legte uns ans Herz, dieser Sorge zu tragen. Auf die Frage, was das Erfolgsrezept für die Schlagkraft der GDL sei, betonte Weselsky, dass er grundsätzlich nur den Mitgliedern verpflichtet sei. Diese klare Interessenvertretung der Mitglieder sei die Grundlage für das uneingeschränkte und gegenseitige Vertrauen zwischen den Mitgliedern und der Leitung der GDL.

Als Hauptreferent war es uns eine Freude, den neuen CEO der SBB, Vincent Ducrot, ein erstes Mal live bei uns zu haben.

In seinem Referat bestätigte er, dass der polyvalente Einsatz des Lokpersonals  weiterhin sein Ziel sei. Die Umsetzung benötige Zeit. Die notwendigen Einsparungen bei der SBB von 6 Milliarden Franken bis 2030 sollen nicht beim Betriebspersonal eingespart werden. Ducrot betonte, dass der neue Lohnaufstieg für das Lokpersonal ein richtiger Entscheid sei für die Personalgewinnung in Zukunft. Aktuell bereitet das Ausbleiben von Pendlern Sorge, da damit Einnahmen fehlten. Politische Entscheide für eine Weichenstellung bei SBB Cargo sind 2022 zu erwarten.

Der Präsident des VSLF Hubert Giger ging in seiner Rede zuerst auf das Geschäftsjahr 2021 ein. Ein Rückblick auf die letzten Jahre des VSLF war erfreulich. So hat sich der Vorstand VSLF deutlich verjüngt. In den letzten drei Jahren hat sich die Mitgliederzahl um 17% erhöht und seit 2006 mehr als verdoppelt auf über 2‘250 aktive Kolleginnen und Kollegen.

Der Rückblick auf die Corona-Jahre fiel durchzogen aus. Primär beklagte Giger nicht die fehlenden Desinfektionsmittel zu Anfang der Pandemie sondern vielmehr das Aufbrechen einer Zweiklassengesellschaft bei der Wertigkeit der Angestellten. Dass neben dem Aufrechterhalten des Betriebs vom fahrenden Personal eineVerschlechterung von vereinbarten Arbeitszeitregelungen erwartet wurde, enttäuschte schwer.

Die sich massiv verschlechterten Verbindlichkeiten betreffend Arbeitszeiten, welche einhergehen mit den Möglichkeiten von IT-Lösungen, belasten das Sozial- und Familienleben wie auch die Gesundheit. Parallel dazu nehmen die extremen Arbeitszeiten in der Nacht zu.

Bei SBB Cargo International verlangt man aktuell bei den abgeschlossenen GAV-Verhandlungen eine merkliche Verschlechterung der jetzt schon strengen Arbeitszeitregelungen. Eine finanzielle Kompensation erhalten aber alle Mitarbeiter - also auch hier eine Zweiklassengesellschaft-Mentalität. Giger betont, dass eine Zustimmung solcher Verschlechterungen mit dem VSLF nicht zu machen ist. Über die Gründe, warum solche unbestrittenen Verschlechterungen von allen anderen Parteien akzeptiert werden, könne man nur mutmassen.

Trotz dem neuen Lohnaufstieg des Lokpersonals bei der SBB bleibt die Tatsache bestehen, dass das Lokpersonal seit über 20 Jahren keine reale Lohnerhöhung mehr erhalten hat. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit bedeutet auch bei den Tochterfirmen der SBB Nachbessrungen einzufordern und Ungleichheiten zu beseitigen.

Bezüglich der Digitalisierung der Eisenbahn stellte der VSLF Präsident fest: «die wichtigste Trumpfkarte der Eisenbahn jetzt und in Zukunft ist die Zuverlässigkeit. Und es ist schon erstaunlich, dass wir mit so modernen digitalen Systemen und so hohen finanziellen Investitionen die Stabilität der Eisenbahn nicht erhöht haben.»

Für die Zukunft sei absehbar, dass die von der Industrie versprochenen Lösungen die Eisenbahn nicht zuverlässiger und robuster machen, sondern nur die Kosten massiv nach oben treiben werden. So sei die Verlängerung der Fahrzeiten zusammenfassend eine Bankrotterklärung.

Zur 175 Jahre Schweizer Bahnen-Feier erwähnte Giger, dass unser Bundespräsident Ignazio Cassis die Eisenbahn als wichtig bezeichnete und sie ein Symbol dafür ist, was uns in der Schweiz eint. Dieses Vertrauen ist Gold wert und sollte nicht leichtfertig verspielt werden.

(Die gesamten Reden sind unter www.vslf.com veröffentlicht und erscheinen im nächsten LocoFolio.)

Folgende Gäste konnten begrüsst werden:

SUST:

 

Christoph Kupper

Bereichsleiter Bahnen und Schiffe SUST

BLS:

 

Daniel Schafer

CEO BLS AG

Roger Bhend

Leiter Zug- und Lokpersonal BLS AG

SBB AG

 

Markus Jordi

Leiter Human Resources, Mitglied der Konzernleitung SBB AG

Jochen Decker

Leiter IT SBB AG, Mitglied der Konzernleitung SBB AG

Peter Kummer

Leiter SBB Infrastruktur SBB AG, Mitglied der Konzernleitung SBB AG

Bernhard Meier

Kommunikation Public Affairs und Regulation SBB AG

Sibylle Hug

Leiterin HR Beratung und Personalpolitik SBB AG

SBB Cargo:

 

Isabelle Betschart

Leiterin Produktion SBB Cargo

SBB P:

 

Linus Looser

Leiter SBB P Produktion, Mitglied der Konzernleitung SBB AG

Reto Liechti

Leiter SBB P Produktion Bahnproduktion

Andreas Haller

Leiter HR Produktion Personenverkehr

Mario Rivera Rua

Leiter SBB P Produktion Sicherheit, Qualität und Umwelt

Claudio Pellettieri

Leiter SBB P Bahnproduktion ZFR

Leopold Trovatori

Leiter SBB P Bahnproduktion ZFR Mitte

Fabian Rippstein Bornhövd

Leiter SBB P Bahnproduktion ZFR Ost

SBB Cargo International:

 

Sven Flore

CEO SBB Cargo International

Manuel Wyss

Leiter Betrieb SBB Cargo International

SOB:

 

Daniel Garcia

Leiter Transport SOB AG

Dieter Ugolini

Leiter Lokpersonal SOB AG

Thurbo:

 

Claudia Bossert

Unternehmensleiterin Thurbo AG

MEV:

 

Tommaso Di Benedetto

CEO MEV Schweiz AG

Stefan Zimmermann

Leiter Qualität und Sicherheit MEV Schweiz AG

railCare:

 

Philipp Wegmüller

Vorsitzender der Geschäftsleitung railCare AG

Daniel Muff

Fachspezialist HR railCare AG

VHBL: Verein für die höhere Berufsbildung der Lokomotivführerinnen und Lokomotivführer

Manfred Haller

Präsident des Vorstandes VHBL, Consulting Group SBB AG

Gewerkschaften und Verbände:

Alexander Gabsch 

Vorsitzender GDL-Ortsgruppe Haltingen, Bezirk Süd -West

Weiter / Partner:

 

Diana Pasquariello Schmid

Co-Leiterin Spezialgeschäfte CAP

Barbara Sibilla

Juristin Spezialgeschäft CAP

Daniel Breitenmoser

Jurist CAP Rechtsschutz Versicherung

Serge Flury

Rechtsanwalt

Rolf Gutzwiller

Bahnspezialist

Michael Gut

Account Manager crossfolio GmbH

Patrick Wälty

Mitglied der Geschäftsleitung Feldner Druck AG

Markus Beer

Eisenbahn Beratung

Georg Trüb

Eisenbahnphotograf

 

Interne Versammlung

Nach dem Apéro und Lunch am Mittag standen im internen Teil der Generalversammlung die statuarischen Geschäfte an. Als Tagespräsidentin führte die Kollegin Rahel Wyss durch die Traktanden.

Der Kassier Tobias Früh konnte ein erfreuliches Ergebnis für das Geschäftsjahr 2021 präsentieren, welches mit einem ansehnlichen Gewinn abschloss.

Anträge
Folgende Anträge wurden an der Versammlung behandelt:

Antrag 1:
Antragsteller: Sektion Tessin

Aufnahme von Verhandlungen zu Reiseerleichterungen in der Region Lombardei (FIP).

Was in fast allen EU-Ländern gilt, wird auf der Südseite der Schweiz seit einigen Jahren nicht mehr gewährt, weil die Freifahrtscheine in allen Fernverkehrszügen auf italienischem Gebiet nicht gültig sind.
Der VSLF soll bei den entsprechenden Stellen versuchen, Verbesserungen zu erreichen.

Der Antrag wurde angenommen.

Antrag 2:
Antragsteller Sektion Luzern-Gotthard

Finanzielle Abgeltung der Sprachprüfungen

Das Absolvieren und erfolgreiche Bestehen von Sprachprüfungen schlägt sich für das Lokpersonal bislang in keiner finanziellen Abgeltung nieder. Hingegen wird für das Erlernen und Anwenden von ausländischen Vorschriften eine Entschädigung bezahlt.

Der Antrag wurde angenommen.

Antrag 3:
Antragsteller Sektion Genf

Keine Arbeit auf Abruf in der Freizeit

Allzu oft verkürzt oder streicht RP ohne Rücksprache die Pausen der Lokführer, damit zusätzliche Arbeitsleistungen erbracht werden können.

So wird die Essenspause in eine minimale Arbeitsunterbrechung umgewandelt, was zu grosser Unzufriedenheit führt. Das Lokpersonal wird nach der aktuellen Regelung gezwungen, je nach Anforderungen des Arbeitgebers Arbeit auf Abruf zu akzeptieren. Je nach Arbeitsanfall bleibt die Pause unbezahlt oder wird kurzfristig aufgehoben und in Arbeitszeit umgewandelt.

Der Antrag wurde angenommen.

Résumé
Beim Rückblick auf die Anträge der letzten GV 2018 und den Delegiertenversammlungen 2019 und 2020 von Basel wurde festgestellt, dass ein grosser Teil der Anträge vom Vorstand VSLF erledigt wurde.

Wahlen
Zur Wiederwahl standen der Präsident Hubert Giger und das Vorstandsmitglied Marc Engelberger (Romandie). Beide wurden in ihrer Funktion bestätigt.

Am Abendprogramm im Hotel Coronado genossen über 80 Kollegen/innen und Partner/innen die Tessiner Gastfreundschaft. Es war ein voller Erfolg.

VSLF Nr. 711, 19. März 2022, RF/HG