Ausbildung Lokpersonal bei der BLS

Die Ausbildung RABe 528 «MIKA» liess die Wellen der Empörung beim Lokpersonal hochschlagen. Kein Wunder. Mit dem «MIKA» kam nicht nur ein fabrikneues Fahrzeug, es ist bei der BLS gleichzeitig das erste Baseline 3 Fahrzeug mit ETCS L1 LS. Während die theoretische ETCS-Schulung im gewohnten Präsenzunterricht mit anschliessendem praktischem Teil am Fahrsimulator stattfand, wurde für das Fahrzeug «MIKA» nur eine elektronische Deltaschulung zum RABe 515 «MUTZ» im e-Tutor angeboten. Später dann noch eine freiwillige Besichtigung an ausgewählten Standorten. Und das wohlgemerkt in der Freizeit mit Zeitvergütung.

Der VSLF BLS hat bereits Mitte März schriftlich wie auch mündlich bei verschiedenen Stellen der BLS interveniert und ein Überdenken der angebotenen Fahrzeugausbildung, resp. eine praktische Erweiterung (Begleitung) im konkreten Fall verlangt.

Grundsätzlich entscheidet die BLS, wo und wie gründlich sie ihre Lokführerinnen und Lokführer ausbilden will. Das Lokpersonal der BLS hat mit dem Fachausschuss ein Gremium von ausgebildeten Lokführern, die in solchen Fragen stellvertretend für das gesamte Lokpersonal ein Mitspracherecht haben. Dieses wurde hier auch entsprechend wahrgenommen.

Der VSLF BLS hat diese Art der Fahrzeugausbildung kritisch hinterfragt. Zugegeben, es gibt dank der fortschreitenden Digitalisierung mittlerweile verschiedenste Lernmethoden. Aber die sind nicht für alle Menschen gleich effektiv und daher auch nicht uneingeschränkt anwendbar. Eine gute und gründliche Ausbildung verlangt weiterhin nach Präsenzunterricht mit der Möglichkeit, das theoretisch erlernte auch gleich am Objekt praktisch anzuwenden. Der Lernerfolg ist nachweislich viel höher. Damit einhergehend steigt auch die Akzeptanz neues zu erlernen und sich auf neues einzulassen. Daher hat sich der VSLF BLS entschieden, sich noch stärker für eine Rückkehr zum Präsenzunterricht einzusetzen. Auch, weil sich die Ressourcenknappheit beim Lokpersonal in absehbarer Zeit erledigt.

Forderungen und Ziele des VSLF BLS:

  • Grundsätzlich sollen Aus- und Weiterbildungen im Präsenzunterricht stattfinden, e-Tutor und ähnliche digitale Lernangebote dienen als Unterstützung und Vertiefung des Lernstoffes
  • Jährlicher Instruktionstag (inkl. Fahrsimulator) für das Lokpersonal der BLS

Für den VSLF BLS heisst das konkret, dass Onlineschulung denselben inhaltlichen Kriterien genügen müssen wie der Präsenzunterricht, mit genügend Hintergrundinformationen, Unterlagen und Checklisten sowie einer dem Thema angepassten Dauer. Ausbildungsmodule bis 3 Stunden sollen in bestehenden, kurzen Touren gezeichnet und anschliessend als Ausbildungstouren im RailOpt eingeteilt werden. Somit erfolgen betriebliche Ausbildungen während der Arbeitszeit und die Freizeit dient wieder vollumfänglich der Erholung des Lokführers und der Pflege seines sozialen Umfeldes. Sämtliche schriftlichen Hilfsmittel der BLS sollen zusätzlich zu den online Versionen ebenso offline und in Papierform angeboten werden.

VSLF Nr. 679, 7. Juni 2021 RD/CG/TK