Streichung von Zügen wegen Lokführermangel

Mit der Streichung von fahrplanmässigen Zügen in der Westschweiz aufgrund des Lokführermangels hat die SBB einen guten Entscheid zugunsten eines geordneten Betriebs und einer minimalen Entlastung des Lokpersonals getroffen. Eine Überlastung beim Personal mit sicherheitsrelevanten Tätigkeiten kann damit vermindert werden. Für unsere Kunden ist die geplante Streichung von Zügen angenehmer als kurzfristige Ausfälle.

Das dauernde Telefonieren und Betteln beim Lokpersonal um zusätzliche Arbeitstage hat zu Verschleisserscheinungen geführt. Wir sind uns durchaus bewusst, dass ein «Nein» zu zusätzlichen Arbeitstagen direkt zu Zugsausfällen führen kann. Doch im Schnitt hat jeder der 2'300 Lokführer bei SBB P bereits rund 30 Freitage zugute, was ein grosses Darlehen an die SBB darstellt.

Ursachen

Die Ursachen sind fehlende Ausbildungen des Lokpersonals auf Strecken und Fahrzeugen, grosse Fluktuation und mangelnde Instruktion bei den Einteilern, eine schlechte Fahrzeugverfügbarkeit und folglich viele Einsatzwechsel, viele Baustellen und die Auswirkungen von «Weiterentwicklung Personenverkehr WEP» von 2018.

Für die Ausbildung des Lokpersonals hat die SBB mit direkter Unterstützung von CEO Vincent Ducrot zugesagt, dass das Projekt Zweitausbildung Lokpersonal Personenverkehr ZWALP nach unseren Eingaben umgesetzt wird. Die positive Wirkung eines flexiblen Einsatzes wird leider erst in ein paar Jahren zum Tragen kommen.

Die Problematik Fahrzeugunterhalt sowie die suboptimalen Strukturen zwischen der Steuerung, Lenkung und Einteilung, muss von SBB P selbst angegangen und gelöst werden. Zeitnah. Ohne klare Verantwortlichkeiten, eine übergreifende Zusammenarbeit und viel Einteilungserfahrung wird es keine Verminderung von Unproduktivitäten geben. Eine Zusammenfassung der gesamten Verantwortlichkeit für das Lokpersonal wäre nur logisch.

Information

Die aktuellen Aussagen der SBB, dass es im nächsten Jahr einen leichten Überbestand an Lokführer geben wird, löst beim Personal trotz der allgemeinen Lethargie nur noch Traurigkeit aus.

Dieselben Versprechen wurden uns von den Sehern und Propheten bereits im 2019 in Aussicht gestellt: «Nach 2020 wird sich die Situation beim Lokpersonal nachhaltig verbessern». Wohlverstanden, die Entlastung durch Corona war damals noch nicht absehbar und zum Glück hatten wir keine grossen Ausfälle aufgrund von Ansteckungen.

Die letzten Betriebseinstellungen auf der Linie Lenzburg – Suhr und Olten – Sissach wegen Personalmangel waren im Spätsommer 2020. Seither wurden laufend Einschaltzüge und einzelne Takte in der gesamten Schweiz gestrichen. Schon damals wurde mit Hinweis auf tausende von Bewerbungen für den Lokführerberuf Besserung gelobt.

Eine optimierte Personalplanung ohne Einbezug der störenden, aber relevanten Parametern wird zwar immer grüne Zahlen liefern, aber an der Realität scheitern. Die aktuelle Aussage von SBB-Pressesprechern, dass «es genügend Lokführer hat, aber nur, wenn es keine Ausfälle gibt», zeigt dies exemplarisch.

Wir empfehlen dringend, dem Personal und vor allem der Öffentlichkeit keine weiteren Versprechungen mehr zu machen.

Positive Entscheide der SBB

Auf Stufe Konzern wurde bereits vor einem Jahr eine Anpassung der Lohnstruktur beim Lokpersonal an die Marktsituation eingeleitet. Dies ist nach Jahren des Mangels richtig und zukunftsweisend.

Bereits zeigen sich im Lokführer-Arbeitsmarkt für die SBB positive Verschiebungen. Auch wird die Fluktuation von jungen Lokführern in andere Berufe oder Abteilungen reduziert.

Da bei allen Bahnen ein spürbarer Lokführermangel herrscht, dient die Lohnmassnahme der SBB als positive Vorbildrolle auch für andere Bahnen.

VSLF Nr. 697, 6. Oktober 2021, HG