Entwicklung Kooperation SBB-SOB

Am 20. September 2023 informierte die SBB in Sargans und Chur das Zug- und Lokpersonal über den aktuellen Stand und die weitere Entwicklung der Kooperation von SBB und SOB.

Ab Fahrplan 2025 (Dez. 2024) wird der IR13/1 REX nur noch zwischen Zürich HB, St.Gallen und Sargans (statt Chur) verkehren. Die Leistungen werden weiterhin durch die SBB produziert, wobei der Leistungswegfall des IR 13 auf dem Streckenabschnitt Sargans – Chur beim LP in Chur zu einem Stellenverlust von ca. 3-4 Vollzeitstellen (FTE) führt. Der zusätzliche IR13/2 REX zwischen St. Gallen und Chur wird vollumfänglich von der SOB produziert.

Aufgrund von Kapazitätsproblemen – auf welche der VSLF bereits im 2017 hingewiesen hat – wird das Umlaufkonzept des IR35 (Chur-Zürich-Bern) angepasst und es werden zukünftig mehr IR-Dosto der SBB verkehren. Dies führt beim SBB-Zugpersonal zu einem Mehrbedarf von 5-10 FTE. Beim Lokpersonal der SBB hat dies keine Auswirkungen, da weiterhin alle Züge zwischen Chur und Zürich durch das LP der SOB geführt werden.

Auf die Frage ob nicht ein Teil der Leistungen durch das LP-SBB abgedeckt werden könnte, wurde erklärt, dass das LP der SBB infolge der sehr grosszügigen Verwaltungsstruktur zu teuer sei. Die hohe Kostenstruktur der SBB ist somit mitverantwortlich, dass die LP-Stellen in Chur zwischen Dez. 2021 und Dez. 2024 um die Hälfte und in Sargans um einen Drittel reduziert werden.

In Bezug auf die Kooperation argumentierte die Vertreterin von Markt Personenverkehr (MP), dass vieles von der Politik so gewollt oder vorgegeben werde. Aus unserer Sicht wird von Seite MP dem Erhalt der FV-Konzession nahezu alles untergeordnet. Von Produktion Personenverkehr (PP), also auch ZFR, kommt keine Gegenwehr, obwohl mit jedem FTE weniger die Produktionsplanung an kleinen und in der Peripherie gelegenen Lokpersonalstandorten unverhältnismässig schwieriger wird.

Dies generiert auch enorme Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen mit immer extremeren Diensten und Tourenfolgen. Familienfreundliche Arbeitszeitmodelle werden so verunmöglicht und wir driften innerhalb der SBB immer mehr ab in eine Zweiklassengesellschaft zwischen der Verwaltung und dem Personal an der Basis!

Dass die SOB in Chur ein LP-Depot eröffnen wird, ist grundsätzlich positiv. Die Attraktivität wird jedoch aus denselben Gründen wie bei der SBB sehr bescheiden sein. Nur mit einer sinnvollen Grösse der LP-Standorte kann diesen Problempunkten nachhaltig begegnet werden. Eine echte Kooperation mit einer übergreifenden Zusammenarbeit könnte diesbezüglich Abhilfe schaffen.

Die SBB muss sich für die Zukunft ernsthaft Gedanken machen, wie bei den Verwaltungsstrukturen Kosten eingespart werden können. Ansonsten wird es sich spätestens dann rächen, falls es dereinst zu einer echten Konkurrenz im FV kommen wird. Konkurrenzfähig wäre die SBB gemäss ihrer heutigen Argumentation anscheinend nicht. Die Lösungsansätze der SBB waren bisher einzig, dass sie genügend Tochtergesellschaften hat, welche mit ihren schlanken Strukturen und schlechteren Arbeitsbedingungen günstiger produzieren und damit wettbewerbsfähiger sind. Aus dieser Optik ist es eigentlich erstaunlich, dass noch niemand die Idee aufgegriffen hat, das LP als Tochtergesellschaft zu führen. Als systemgeführte Personalgruppe mit schlanken Führungsstrukturen könnte das Lokpersonal viel günstiger angeboten werden.

Für das LP in der Südostschweiz zeigen die vergangenen und aktuellen Entwicklungen zumindest auf, wie gross die Loyalität der SBB gegenüber dem eigenen Personal ist. Die Konsequenzen wird jeder für sich selbst ziehen müssen.

VSLF Sektion Ostschweiz, FT, CJ

VSLF, Nr. 776, 27. September 2023, TH