Maximale “Flexibilität” verso minimale “Planbarkeit”
Wenn die SBB die Work-Life Balance neu definiert.
Die SBB hat Großes vor: Sie will sparen. Viel. Am besten dort, wo es am wenigsten wehtut – also bei den Menschen, die den Betrieb am Laufen halten.
Aber natürlich verkauft man das nicht als Sparmaßnahme. Nein, das Ganze wird charmant verpackt als maximale Flexibilität. Schließlich wollen „die jungen Leute das heute so.“
Klar, wer träumt nicht davon, seine Freizeit jederzeit spontan zu canceln, weil das Unternehmen gerade andere Pläne hat? Flexibilität – was für ein herrliches Wort, wenn man es ausschließlich für das Personal definiert.
Die Realität? Die neue Flexibilität bedeutet für das operative Personal vor allem eines: Unplanbarkeit, Arbeit auf Abruf, ständige Erreichbarkeit, Nachtarbeit – natürlich alles „im Sinne der sich ändernden Menschenbedürfnisse.“
Interessant nur: Diese Menschen scheinen in den Chefetagen eher selten zu sitzen. Dort bleibt die Freizeit nämlich überraschend stabil planbar. Muss Zufall sein.
Und dann wäre da noch die Digitalisierung – das Schweizer Taschenmesser des modernen Managements. Die verspricht nämlich Effizienz, Automatisierung und natürlich: neue Möglichkeiten zur Flexibilisierung. Praktisch, wenn der Algorithmus demnächst direkt entscheidet, wann man zur Arbeit kommen darf. Verantwortung kann man dann bequem „an das System“ delegieren – kostet nichts, funktioniert immer.
Am Ende bleibt von der viel gepriesenen Work-Life Balance vor allem das „Work“. Das „Life“ – nun ja, das ist jetzt flexibel.
Und wenn jemand fragt, wer bei dieser schönen neuen Flexibilität eigentlich profitiert – es wird garantiert nicht lange dauern, bis sich die Antwort von selbst meldet. Per Push-Mitteilung. Kurzfristig. Nach Schichtplanänderung.
Vielleicht sollten wir uns alle fragen. Wer am Ende für diese „ gemeinte“ Flexibiltät den Preis bezahlt?